wie man sich in den overload begibt

Aufwachen, dann Stahlbetonbohrer im Haus. Nicht lang, nicht oft, aber genau so lang, dass man den Atem hält und hofft, dass es endlich vorbei ist.

Verabredung im Gastgarten im Park. Alles frei. Zu Dritt. Eine zwölfköpfige Gruppe kommt. Der Kellner setzt sie an einen großen Tisch direkt hinter uns. Sie sind laut. Lachen herzhaft. Die ersten fangen an zu pofeln. Ich kann unserem Gespräch nicht mehr folgen. Hab Essen bestellt und schlinge, um fertig zu werden.

Wir spielen Pétanque im Park. Eine Gruppe junger Menschen setzt sich auf die große Wiese nebenan, dreht die Musik laut auf. Techno, dann Deutsch-Rap. Ich hör noch weg, versuche es wenigstens.

Dann setzen sich zwei Männer in der Nähe auf die Bank. Einer raucht eine Zigarre. Der Rauch zieht mehrere Meter weit bis zu uns. Ich warte stumm, bis er fertiggeraucht hat.

Eine mehrköpfige Gruppe mit Kindern und Lastenrädern kommt auf die andere Wiese nebenan. Geburtstagsfeier. Es ist weit genug entfernt.

Dann kommt das “Maskottchen” vom Park. Ein älterer Mann in Sportkleidung mit einer Dose Bier in der Hand. Völlig betrunken und wohl auch krank, so wie er geht. Er hat es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, die Fußball spielenden Kinder im Park zu trainieren. Zwei Kinder spielen mit ihm, er schreit laut Anweisungen. Immer wieder. Und das über eine Stunde lang. In einer unangenehmen Lautstärke und Tonmelodie.

Das hat mir den Stecker gezogen. Ich wurd müde, abwesend, musste mich anstrengen, soziale Floskeln anzuwenden (alias höflich zu bleiben) und musste mich danach zuhause erstmal hinlegen, war wie gerädert.

Ja, mag sein, dass das von einem sozialen Aspekt toll ist, was er macht, also mal vom schlechten Vorbild mit Bier und Flascherl in der Hand, aber das ändert ja nichts. Ich bin ja weder Kinderhasser noch Soziales-Engagement-hasser. Aber meinem sensiblen Gehör ist das halt wurscht. Das gewöhnt sich daran nicht. Und das heute war klar eine Überdosis an Geräuschen (und Gerüchen).

Nächstes Mal also möglichst weit weg von Spielwiesen und Fußballtraining, und besser noch nicht an einem Freitagnachmittag, eher an einem Vormittag.

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Überladung: Meine Woche

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Die kleinen Freuden des Öffi-Fahrens, Rettungsanker in der Reizüberflutung

Ich wollte über etwas ganz anderes bloggen, aber mir fehlt die Lust dazu. Also berichte ich von meiner Woche. Da lief ein bisschen was aus dem Ruder, was dazu geführt hat, dass ich immer noch sehr erschöpft bin. Wo soll ich es auch hinschreiben… wenn nicht hier. Das Problem sitzt eigentlich woanders, und zwar im Jänner, wenn ich für drei Wochen auf meine erste Kur fahre. Continue reading

Nervenaufreibend bis zuletzt

Flache Nebelschwaden im Süden von SalzburgDie letzten Wochen waren sehr anstrengend für mich, weil ich aus meinen gewohnten Routinen gerissen wurde. Es kamen gleich mehrere Baustellen zusammen und das hat dazu geführt, dass ich phasenweise die Fassung verloren habe und im mildesten Fall auf Twitter mit niveauarmen Schimpfwörtern um mich geschmissen habe. Der korrekte autistische Fachbegriff dafür lautet “Meltdown”. Erst elf Tage Dienstreise (Einschulung am neuen Arbeitsplatz in Wien), dann eine Woche Übersiedlung und diese Woche erneut Dienstreise (zum alten Arbeitsplatz, weil wegen Unterbesetzung meine Dienste nochmal benötigt werden). Meine üblichen Entspannungsroutinen – wandern, Film schauen, fotografieren, schreiben/bloggen – konnte ich in der ganzen Zeit kaum umsetzen. Continue reading

Für einen Autisten hätte ich Dich nie gehalten …

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Schneeschuhwandern

Nicht selten sorgen meine Coming Outs für Erstaunen, manchmal auch für skeptisches Stirnrunzeln. Du bist Autist? Nicht wirklich, oder? Also für mich bist Du ganz normal. Das hängt stark davon, in welchem Umfeld man mich kennenlernt, ob es eine einzelne Begegnung bleibt oder ob man mehrere Tage zusammen ist und wie sich meine Tagesverfassung dabei entwickelt. In einem kürzlichen Twitter-Thread wurde anschaulich aufgezeigt, welchen Stellenwert die Bewegung (Sport) für manche Autisten hat: Überfordernde Umgebungsreize, aber auch Überforderung und mentaler bzw. emotionaler Stress führen dazu, dass man irgendwann am Limit ist und keine Energie mehr hat, sich der Situation länger auszusetzen. Was das @trampeleinhorn nun empfiehlt:

“Je nach persönlicher Veranlagung kann es also sinnvoll sein, Kartons zu treten, zu schreien/laut zu singen, Dinge zu werfen, einfach rauszulassen, was gerade im Kopf geschimpft wird für “fight”, oder zu springen, zügig zu gehen/laufen, sich zu bewegen für “flight”. Damit lässt sich […] verhindern, dass sich die Stressreaktionen sowohl energetisch als auch betreffend der Nebeneffekte kumulieren.”

Genau diese Rolle erfüllt bei mir das Wandern und Bergsteigen. Continue reading

Spitalsaufenthalt

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Meine Hausberge (Kapuzinerberg, Kühberg und Gaisberg) im schönsten Herbstkleid (Blick aus dem Zimmer vom Spital)

Erste OP seit 11 Jahren (kleiner Nabelbruch wurde direkt genäht mit selbstauflösenden Fäden). Über die Vorbereitung hatte ich schon berichtet. Der zweite Versuch, den Chirurgen zu treffen, hat dann funktioniert. Ich hatte das Aufklärungsgespräch in seinem Büro und das mit der Anästhesistin im Schwesternbüro. Der Eingriff dauerte nur rund zwanzig Minuten und verlief komplikationslos. Nach einer Nacht im Spital wurde ich am nächsten Morgen entlassen. Meine Mutter kam am gleichen Tag aus Deutschland und half mir im Haushalt in den letzten Tagen. Mittlerweile ist die Bewegung fast schmerzfrei und mein lästiger Husten fast weg, den ich mir kurz zuvor eingefangen habe.  In diesem Beitrag möchte ich kurz erwähnen, was gut lief und was in der Kommunikation zwischen mir (Autisten) und medizinischem Personal ausbaufähig ist.

Wichtig hervorzuheben ist mir: Pfleger, Schwestern und Ärzte waren alle freundlich. Ohne Migranten würde so ein Spital nicht funktionieren, ich möchte Euch nicht missen. Danke, dass es Euch gibt!

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