Es gibt wieder einmal einen aktuellen Aufreger. Eine große deutsche Wochenzeitung hat den Begriff Autismus in den Kontext von einem der größten Massenmörder der Geschichte gesetzt. Die Empörung ist aus Sicht der verunglimpften Autisten nur allzu verständlich, insbesondere weil es sich hier nicht um ein Boulevardblatt handelt, das solche missbräuchliche Verwendung als clickbait notwendig hätte. Wir Autisten reagieren äußerst empfindlich auf Fehlinterpretationen bis hin zur Verbreitung hanebüchener Vorurteile. Einem nichtautistischen Leser mag der bekritelte Absatz gar nicht so sehr auffallen, er überliest ihn womöglich bzw. überliest die Zuschreibung “sozialer Autist” mitunter sogar. Ein solches Attribut ist dennoch kein großer Wurf eines Journalisten oder einer Journalistin, denn es sollte als gelernter Schreiber möglich sein, Attribute zu finden, die keine Minderheit bzw. benachteiligte Menschen verunglimpft. Hitler’s Vernichtungspolitik ist so jenseitig vom Schrecken her, dass es zusätzlicher Attribute nicht einmal bedarf. Denn wer würde in ihm einen Menschenfreund sehen?
Das Einzige, womit er nicht rechnen konnte, war die Zuneigung der Familie Wagner, die abgöttische Verehrung durch Winifred und die Kinder. Einen sozialen Autisten wie ihn muss das umgehauen haben. (Quelle: Zeit Online, abgerufen am 2.8.16, 11.21)
Nicht nur handelt es sich hier um eine irreführende Zuschreibung, sondern auch noch um pure Spekulation über die Reaktion. Das ist schlechter Journalismus. Continue reading
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