Arztbesuche
DSGVO: Neue Schikanen
An die niedergelassenen Ärzte in Tirol erging am 03.07.2019 seitens der Ärztekammer Tirol folgende Mitteilung:
“Die Datenschutzbehörde hat in einer Entscheidung betreffend ein Ärztezentrum in Wien ausgesprochen, dass eine Einwilligungserklärung von PatientInnen über den unverschlüsselten elektronischen Versand (Email, WhatsApp) von Gesundheitsdaten rechtsunwirksam und unzulässig ist (dies also auch dann, wenn die PatientInnen dieser Übermittlung ausdrücklich und schriftlich zugestimmt haben). Es wird daher empfohlen, Gesundheitsdaten nur verschlüsselt zu übersenden oder ein System zur sicheren Datenbereitstellung (z.b. eine dem Stand der Technik entsprechende Befundplattform) zu nutzen. Eine Übermittlung von Gesundheitsdaten mittels Brief ist jedenfalls datenschutzkonform.”
Quelle: Ärztekammer Tirol
Zu unverschlüsseltem elektronischen Versand zählt übrigens auch die SMS! Für die Verschlüsselung von Gesundheitsdaten reicht ein mit Passwort verschlüsselter Email-Anhang – so wie es manche Labore bereits anbieten. (Quelle) Continue reading
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Was für ein Jahr … und es ergeben sich immer noch neue Erkenntnisse.

Zu meinem Sesambeinödem hab ich heuer regelmäßig berichtet (März, April, August, September und die Chronologie.) Erst durch die letzte Physiotherapietermine hat sich ergeben, dass die Ursache viel weiter oben zu suchen ist. Ein klassisches Henne-Ei-Problem. Am Anfang standen die Einlagen, um den betroffenen Fußbereich weichzubetten (auch wenn die Schuhmacher genau das nicht gemacht haben trotz Vorgabe durch die Orthopäden). Außerdem sollte ich mich schonen, damit das Ödem ausheilen kann. Der Arztwechsel hat im Prinzip bestätigt, dass das Ödem echt ist, aber Zweifel über die Ursache gebracht. Fakt ist, dass man anhand des MRT vom April nicht erkennen kann, ob die Zweiteilung des Sesambeins durch einen Ermüdungsbruch zustandekam oder schon seit der Geburt (“anlagebedingt”) vorliegt. Die Einschätzung der zweiten Radiologin deutete daraufhin, dass wiederholte Überlastung (Mikrotraumen) die Ursache für die Entzündung war und nicht der Bruch bzw. die Zweiteilung. Continue reading
Autismus und Schmerzempfinden
Vor über 10 Jahren hatte ich meine erste Nierenkolik. Die wurde durch Bewegung besser, ich musste drei Mal in die Notfallambulanz gehen, bis sie mich dort behielten. Trotz Kolik konnte ich noch aufrecht gehen bzw. stehen, was der diensthabende Pfleger für nicht normal hielt und die Dringlichkeit daher nicht ernstnahm. Als man schließlich ein CT mit Kontrastmittel machte, sah man, dass die Niere kaum noch ausschied und ich sofort operiert werden musste.
Derzeit bin ich wegen meines Knochenmarködems in physikalischer Behandlung durch Stoßwellentherapie. Das Gerät sendet punktförmige Stoßwellen auf, die auf den betroffenen Knochen auftreffen und die Heilung anregen sollen. Bei der höchsten Intensität ist das normalerweise schmerzhaft, der Arzt fragt darum während der maximal fünfzehnminütigen Behandlung, auf welcher Schmerzskala von 1-10 es gerade wehtut. Bei meinen bisher zwei Behandlungen konnte er immer bis zur maximal nötigen Intensität gehen, ohne dass ich dem empfundenen Schmerz einen bestimmten Wert hätte zuordnen können. Ich blieb meist bei einer fünf oder maximal sieben, hätte aber genauso sechs oder vier sagen können. Der Arzt zeigte sich beeindruckt und meinte nur “Tapfer!” Andere Patienten würden bei der Stärke schon längst abbrechen.
Vergangenen Montag hab ich mir eine große Tasse heißen Tee über den nackten Oberschenkel geleert. Grobmotorik my ass. Es tat höllisch weh und ich hab ein paar Schreie fahren lassen. Leider wusste ich überhaupt nicht, was ich tun sollte. Ich hab mich noch nie so stark verbrannt. Ich hielt das Bein unter fließendes kaltes Wasser, aber nicht lange genug, wie sich herausstellte. Danach versuchte ich mit nassen Handtüchern zu kühlen, aber es brannte unerträglich nach. Mein Hausarzt machte erst am Nachmittag auf. Außerdem hatte ich keinerlei Verbandszeug mehr daheim. Meine ErsteHilfe-Sets fürs Wandern hatte ich alle schon bei früheren Anlässen geplündert. Ich schleppte mich zur Apotheke ums Eck, zeigte sogar die Verbrühung (dazu musste ich die Hose runterlassen, zum Glück war sonst kein Kunde im Geschäft). Sie gab mir große Pflaster und WALA Brandgel. Beim Heimgehen las ich, dass es sich um ein homöopathisches Arzneimittel handelt, bzw. ein anthroposophisches Mittel – also medizinischer Humbug. Eine gute Bekannte brachte mir dann aus einer anderen Apotheke Flammazin und richtiges Verbandszeug mit. Das hab ich in der Aufregung dann noch falsch angelegt (nämlich ohne die Wundauflage zwischen Salbe und selbsthaftende Binde). So ging ich zum Hausarzt, der hat sich das angesehen und meinte, es sei nicht schlimm. Flammazin unnötig, verbinden ja, wenn es an der Hose kratzt.
Es war aber nicht harmlos. Es entstanden Brandblasen, die Haut ging in Fetzen ab. Die Apothekerin wies auf die Gefahr von Elektrolytverlust hin, wenn mir schwindlig werde, soll ich nochmal hin und mit Nachdruck sagen, dass er das behandeln soll. Mir war tatsächlich beim (lauwarm) Duschen kurz schwindlig geworden, aber da war es schon Abend. Am nächsten Tag war ich wegen meiner ewigen Darmgeschichte beim Internisten, auf dem Weg dorthin rutschte der Verband das Bein hinab und es brannte wieder auf der Haut. Die aufmerksame Sprechstundenhilfe war beim Anblick der Verbrühung schockiert, weil es so großflächig sei. Wie der Hausarzt auf die Idee käme, dass man nichts tun muss. Sie urgierte, dass ich schleunigst zu einem Arzt gehe.
Dieselbe gute Bekannte nannte mir einen anderen Hausarzt, der länger offen hatte. Die dortige Sprechstundenhilfe hat sofort nach der letzten Tetanusimpfung gefragt! Der Arzt meinte, ich hätte Glück im Unglück gehabt, es sei an der Grenze zum II. Grad und würde alles wieder innerhalb von zwei Wochen verheilen. Heute hat es die Chirurgin gesehen und meinen Krankenstand um einige Tage verlängert, aufgrund des Ausmaßes der Verbrühung. Geimpft wurde ich heute auch. Über den anderen Hausarzt haben alle nur den Kopf geschüttelt. Ich selbst hätte weder an Elektrolytverlust, Impfung, Infektionsgefahr gedacht. Ich hab es nicht richtig ernstgenommen und zu lange gezögert. Richtig wäre gewesen, die Rettung zu rufen oder den 24h-Schmerzen-Dienst, ein Service der Stadt Wien, wo ausgebildete Schwestern bzw. Pflegerinnen Auskunft geben können, ob man ein Notfall ist oder ob Arzt oder Apotheke ausreichen. Die Ärzte haben sich jedenfalls gewundert, dass ich das überhaupt vom Schmerz her ausgehalten habe, dass ich NICHT die Rettung rief.
Daher mein Appell an (Not-)Ärzte, Notfallsanitäter und jene diensthabenden Ärzte oder Pfleger, die den Erstkontakt mit dem Patienten haben – Autisten haben eine andere Wahrnehmung, dazu zählt neben Überempfindlichkeit (insbesondere Geräusche, Gerüche, Tastsinn, visuelle Reize) auch Unterempfindlichkeit, z.b. durch
- Sehr enges Festhalten / starkes Festklammern an Personen – anders kann der Druck auf den Körper nicht gespürt werden.
- Hohe Schmerztoleranz.
- Möglicherweise Selbstverletzungen.
- Entspannung und Wohlbefinden durch schwere Gegenstände (zum Beispiel beschwerte Bettdecken) auf dem Körper.
Quelle: https://autismus-kultur.de/autismus/autipedia/wahrnehmung-autistischer-menschen.html
So besteht die Gefahr, schwere Verletzungen wie eben Brandwunden nicht als Notfall einzuordnen und zu spät oder gar nicht zum Arzt zu gehen. Äußerlich kann sich ein vermindertes Schmerzempfinden z.b. dadurch zeigen, dass der Autist im Winter kurzärmelig geht oder bei eisigen Frostgraden ohne Handschuhe, genauso, dass er heiße Gefäße ohne Schmerzreaktion anfassen kann. Autisten können beim Arzt außerdem nicht immer gut beschreiben, was wo wie wehtut.
Weitere Erfahrungsberichte:
Nach dem “Urlaub”
Eine Woche am Kärntner Weißensee, “Deutschlands Süden”, wie es mein Kollege scherzhaft nannte, aber es stimmt. Zu 90% deutsche Urlauber, ein wenig Gardaseefeeling. Ich fühlte mich wie ein Neutrum, kannte mich geographisch gut aus, verstand den Dialekt der Einheimischen, feierte meinen 15. Jahrestag in Österreich am vergangenen Samstag, und doch werde ich vom Dialekt her als Deutscher sofort identifiziert. Auf der Rückfahrt im 4er Abteil fragte mich der Kärntner direkt “Woher aus Deutschland kommen Sie?” Das war Premiere, erstmals und endlich eine konkrete Frage und nicht das rhetorische “Kommen Sie aus Deutschland?” (siehe Eva Steffen. Wir sind gekommen, um zu bleiben.) Das hab ich entsprechend gerne beantwortet, zumal der Fragesteller ein Bahnfreak war und wir uns gut drei Stunden über Züge und Bahnstrecken unterhalten haben (nachdem mein reservierter Zug ausfiel und durch eine Ersatzgarnitur ohne Speisewagen und geringem Getränke/Speiseangebot ersetzt wurde). Continue reading
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