Entschleunigung – Teil 2

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Blick vom Krummbachstein ins Höllental, Gahns

Nachdem das im Juli mit der Wiederaufnahme von Bergtouren nicht geklappt hat … (maßgebliche Gründe: Radfahren war kontraproduktiv, weil dabei die Fußballen stärker belastet werden als beim normalen Gehen, und die Einlagen wurden nicht korrekt angefertigt, es fehlte die Aussparung der linken Sesambeinchen, stattdessen wurde der gesamte Vorderfuß weichgebettet, was kontraproduktiv ist) muss ich erneut von vorne anfangen. Inzwischen zehrt es schon sehr an Körper und Psyche. In kurzer Zeit zu viel verloren, an Freunde treffen, an regelmäßigen Bekanntentreffen, die gemeinsamen Touren mit dem Alpenverein. Meinen Griechenlandurlaub im Oktober hab ich inzwischen abgesagt, die Stornierung wird eher teuer, die Flüge waren schon gebucht. Bleiben noch zwei halbherzige Wanderurlaube. Neue Pläne hab ich momentan gar keine für längere (und damit erholsame) Urlaube.

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Verunsicherung

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Die Natur vermisse ich am meisten.

Es ist alles nur noch urmühsam. Ärzte, die einen nicht richtig anschauen, weil sie sagen, man sei zu jung für ein Leiden, dabei ist man genetisch vorbelastet, was er weiß, und muss Medikamente nehmen, die genau jene Beschwerden hervorrufen, die “Ältere” haben. Ärzte, die die Verantwortung abschieben. Nein, die Ärztin, die mir die Hormonspritze gibt, sei nicht zuständig dafür, wenn ich gravierende Nebenwirkungen habe, ich solle zum praktischen Arzt. Der praktische Arzt schaut mich nicht an. Bei mir entwickelt sich langsam eine richtige Ärztephobie. Und ich bin vorher schon sehr wenig hingegangen. Der zweite (Wahlarzt-)Orthopäde hielt sich zurück mit Empfehlungen, die Empfehlung mehr Rad zu fahren, erwies sich als kontraproduktiv mit den falschen Schuhen. Warum hat er nicht gesagt, worauf ich achten muss? Warum haben die Schuhmacher, wenn sie schon die Abdrücke kontrollieren, nichts gesagt, dass die Einlagen kontraproduktiv waren? Der Orthopäde sprach noch von einer Aussparung, die dann nicht vorhanden war. Wie als Laie soll ich das feststellen? Ich hab vorher noch nie eine Einlage gesehen und gehe normalerweise davon aus, dass ein orthopädischer Schuhmacher sein Handwerk versteht. Continue reading

Rezension: Brit Wilczek – Wer ist hier eigentlich autistisch? Ein Perspektivwechsel (2019)

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Als in meiner Twittertimeline das Buch von Brit Wilczek aufploppte, fackelte ich nicht lange beim Bestellen. Ich hatte ihren Namen schon früher in Verbindung mit dem “Zwei Welten-Modell” gehört. Kein besonders neuer Ansatz, zugegeben. Die ironische Zuspitzung auf “Wrong-Planet”-Syndrom gibt es in der autistischen Community schon viel länger. Dennoch gebührt jeder Fachkraft Lob, die sich in ihre Klienten/Patienten versucht hineinzuversetzen. Das ist auch Brit Wilczek besonders gut gelungen in dem hier vorliegenden Buch. Continue reading

Wie erkennen Autisten Autisten?

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Autisten haben häufig eine enge Bindung zu Tieren. Wenig verwunderlich: Tiere zeigen ehrliche Emotionen, sie betrügen nicht, sind bedingungslos treu, spüren oft, wenn man gerade Trost und Zuneigung braucht.

Wir Autisten sind natürlich keine Psychologen (wenngleich es eine Menge autistischer Psychologinnen gibt …) und können uns nie sicher sein. Wir können nicht ausschließen, dass für das gezeigte autistische Verhalten andere Erklärungen vorhanden sind. Und trotzdem empfinde ich es manchmal wie eine Art siebten Sinn, den ich besitze, um andere Autisten aufzuspüren. Wobei ich hier zwischen echten Autisten und dem broader autism phenotype (BAP) unterscheiden möchte, letzteres sind in der deutschen Entsprechung die autistischen Züge. Das bedeutet, jemand verhält sich in mehreren Punkten autistisch, qualifiziert aber nicht in allen Diagnosekriterien für eine Diagnose. Continue reading

“Das haben aber viele – sind das auch alles Autisten?”

Das Bild zeigt eine Nelkenart auf einem waagrecht hervorstehenden Pflanzenstängel über Waldboden.
Autismus: Der Blick fürs Detail

Wenn ich über Probleme durch meinen Autismus im Alltag spreche, was ohnehin nur sehr selten vorkommt, höre ich oft: “Das kenne ich auch, das haben viele Leute.” Großteils ist es den Leuten, die diese Aussage treffen, wahrscheinlich nicht bewusst, dass sie uns Autisten damit absprechen, autistische Besonderheiten aufzuweisen. Denn eines ist wichtig: Es gibt kein Alleinstehungsmerkmal bei Autismus! Erst die Anzahl spezifischer Merkmale (gemäß den derzeitig gültigen Diagnosekriterien, die sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder wandeln bzw. anders gewichtet werden), die zeitliche Beständigkeit und die resultierenden Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebenssituationen (Beruf, Alltag, Freizeit, Familie) qualifiziert für eine Autismus-Diagnose. Continue reading