Im zweiten Teil der Reihe “Autismus im Beruf” geht es um warnende Anzeichen von Autisten, die sich am Arbeitsplatz zunehmend unwohl fühlen, oder innerlich gar schon gekündigt haben.
Ich habe dazu aus Rudy Simone “Asperger’s on the Job” Kapitel 19 übersetzt. Das gesamte Buch wird derzeit von www.autismusverlag.ch ins Deutsche übersetzt und wird voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheinen.
“Bye bye”, sagte das Schwarze Schaf: Den Präventtivschlag des Aspergers vermeiden
Arbeitgeber sollten keinen wertvollen Mitarbeiter durch Probleme verlieren, die gelöst werden können. Noch sollte ein Mensch mit Asperger-Syndrom seine geliebte Arbeit aus dem falschen Grund verlassen.
Manche Aspies werden den Job verlassen, wenn sie sehen, dass sich Kündigung oder Schwierigkeiten abzeichnen, ebenso wie manche eher die Schule abbrechen als zu versagen. Wenn ein Asperger-Mitarbeiter damit beginnt, in den Krankenstand zu gehen oder nachlassendes Interesse und Leistung zeigt, könnte das der Präventivschlag des Aspergers sein. Etwas – wahrscheinlich in der Arbeit – muss angesprochen werden, um dies zu verhindern.
- Krankenstände: Krankheit ist eine Warnung. Das kann die Folge von Reizüberflutung durch die Umgebung, Mobbing und Angstzuständen, etc. sein.
- Erschöpfung kann als Folge beständiger Reizüberflutung auftreten.
- Depression und Angstzustände sind Teil des Autismus-Pakets.
Wie zuvor erörtert, gibt es viele Wege, wie ein Einzelner die Situation bereinigen kann und viele von uns sind sehr pro-aktiv, agieren als unsere eigenen Körperdetektive und versuchen zahlreiche Methoden, bis wir unseren modus operandi gefunden haben. Es sei nur so viel gesagt, dass Probleme in der Arbeit in der Folge häufiger Erkrankungen und Stress verursachen, die in weiterer Folge noch mehr Probleme verursachen, deshalb sollte dieser Zyklus unterbunden werden, bevor er beginnt.
Magen-Darm-Probleme sind ebenfalls häufig bei Autisten und verschlimmern sich unter Stress.
Mögliche Gründe für einen vorzeitigen Austritt vom Job:
- Soziale Phobien oder Furcht vor Mobbing
- Umgebung: zu große sensorische Überlastung oder ungesunde Zustände
- Kleidung, Erscheinungsbild oder ähnliche Beschränkungen – von einem wird erwartet, sich einzufügen
- Mangel an Freiheit bei der Einteilung von Zeit und Aufgaben
- Kontrolle statt Vertrauen
- Missverstanden, kritisiert und angezweifelt werden
- Nicht zu wissen, ob ihre Arbeit gewertschätzt wird oder den Anforderungen entspricht
- Ungenutzte Stärken. Darum gebeten werden bzw. von ihnen erwartet, Dinge zu tun, worin sie nicht gut sind.
- Ein Mangel an Jobzufriedenheit. Keine Anreize oder Herausforderungen.
Was der Arbeitnehmer tun kann:
Hast Du um Entgegenkommen gebeten?
Hast Du Deine Umgebung so annehmbar wie möglich gestaltet?
Hast Du Deinen Teil dazu beigetragen, Stress zu bewältigen? (z.B. Yoga, Meditation, Übungen, Sport, etc…)
Hast Du versucht, einen Mentor zu finden, jemand, mit dem Du sprechen kannst?
Frage Dich selbst, ob Du den Job magst.
Höre auf Deinen Körper und schau auf die Ursachen.
Steigere Dein Selbstwertgefühl. (z.B. durch Kampfsport, Selbstverteidigung; liste alle positiven Eigenschaften des Asperger-Syndroms auf, schau auf alle tollen Dinge, die Du selbst erreicht hast. Denke über einen Alternativplan zum Geld verdienen nach. Den aktuellen Job ohne Plan B aufzugeben ist nicht gut für Dein Selbstwertgefühl.
Konzentriere Dich auf andere Interessen und Aktivitäten, um die Zufriedenheit im Leben zu steigern.
Wenn Du nicht kompromissfähig bist oder es versucht hast, aber nichts funktioniert, dann ist die Selbstständigkeit mitunter die einzige überlebensfähige Möglichkeit. Beachte dabei aber, dass dies für eine Weile harte Zeiten bedeutet, und dass Du viele Fähigkeiten und Eigenschaften, die auch als Angestellter erwartet werden, weiterhin brauchen wirst.
Was Arbeitgeber und Fürsprecher tun können:
Asperger-Syndrom, Gesundheit, Stressbewältigung und Jobzufriedenheit hängen hier alle voneinander ab und müssen als Ganzes betrachtet werden. Wenn ein guter Mitarbeiter beginnt, Krankenstände zu nehmen oder den Anschein hat, sich vom Arbeitsplatz zu lösen bzw. zurückzuziehen, nehmen Sie nicht an, dass man nichts dagegen machen kann. Setzen Sie sich mit ihnen zusammen und finden Sie heraus, was los ist. Wir gaben Ihnen [in diesem Buch] zahlreiche Strategien vor, mit denen man arbeiten kann. Es handelt sich bei allen um Lösungen in Ihrer Reichweite, wenn Sie und Ihr Arbeitnehmer dazu gewillt sind.